Wie mit Aktien anfangen?

Gamestop Chart

Fast alle machen es schon und Du willst jetzt auch endlich mit Aktien anfangen? Oder denkst Du, dass der Aktienmarkt in den letzten zwei Jahren schon so stark gestiegen ist, dass es sich jetzt nicht mehr lohnt einzusteigen? Ich bin seit fast 20 Jahren am Aktienmarkt und Optionsschein Markt aktiv und habe hier auch schon viel Geld verloren….WAS? Du willst hier erklären, wie ich mit Aktien anfangen kann aber hast selbst Geld an der Börse verloren? Richtig, deshalb solltest Du Dir meine Artikel erst recht durchlesen, damit kannst Du vorab schon mal jede Menge Fehler als Anfänger an der Börse vermeiden. Alle Informationen hier spiegeln meine persönliche Meinung und Erfahrung wieder. Genug der Vorgeschichte, los gehts 🙂

Wo kann ich Aktien kaufen?

Aktiendepot bei meiner Bank eröffnen

Grundsätzlich kannst Du Aktien bei fast jeder Bank oder Sparkasse kaufen. Wenn Du z.B. ein Girokonto bei einer deutschen Bank hast, kannst Du dort mit einem Telefonat oder wenigen Klicks schnell eröffnen. Der große Vorteil hiervon ist, dass Du die Bank schon kennst und die Bank Dein Aktiendepot direkt mit Deinem Girokonto verknüpft. Vereinfacht gesagt heißt das, wenn Du Aktien kaufst, wird der Betrag direkt von Deinem Girokonto abgebucht. Umgekehrt bekommst Du beim Verkauf den Gegenwert der Aktien dann direkt auf Dein Girokonto gutgeschrieben. Der Aktienkauf und Verkauf läuft dabei heute fast ausschließlich über das Online-Banking.

Gibt´s beim Aktiendepot bei meiner Hausbank einen Haken?

Aktiendepot bei der DKB als BeispielJa, den gibt es tatsächlich. Wenn Du nicht viele Aktien kaufst, wird es bei Dir nicht so eine große Bedeutung spielen. Es geht um Gebühren für Aktienkäufe und Verkäufe. Neben manchen Börsenplätzen, die fixe und recht kleine Transaktionsgebühren berechnen, wenn Du eine Aktie kaufst oder verkaufst, zahlst Du bei Deiner Hausbank auch immer eine Ordergebühr. In meinem Beitrag „wie kann ich eine Aktie kaufen“ zeige ich Dir das kurz anhand meines DKB Kontos. Die DKB nimmt z.B. pro Aktienkauf oder Verkauf pauschal 10,- Euro Gebühr. Übersteigt das Volumen 10.000,- Euro werden sogar 20,- Euro fällig.

Kauft man eine Aktie im Gegenwert von mehreren tausend Euro, so fällt das relativ gesehen nicht so sehr ins Gewicht. Als Aktienanfänger kaufst Du aber für gewöhnlich eher kleine Aktienpositionen für ein paar hundert Euro. Wenn Du bei meiner Bank z.B. zehn unterschiedliche Aktien in Dein Depot kaufst für jeweils 100,- Euro pro Aktie, dann zahlst Du nur für den Kauf schon 100,- Euro an Bearbeitungsgebühr (10 Aktien x 10,-Euro). Verkaufst Du die dann alle wieder, zahlst Du wieder 100,- Euro an Gebühren. Daher lohnt sich für Anfänger und Leute, die öfters traden wollen, ein Depot bei der Hausbank nur selten. Eine Ausnahme könnten hier ETF Sparpläne etc. sein.

Günstige Alternative zum Hausbank Depot: Online Broker bzw. Neo-Broker

Als Aktienanfänger weißt Du jetzt, dass Du grundsätzlich bei jeder Bank schnell ein Aktiendepot eröffnen kannst. Das Problem sind aber die teilweise hohen Gebühren, die dort für Transaktionen erhoben werden. Hierfür gibt es aber inzwischen auch eine gute Lösung: Neo-Broker. Was ist denn das schon wieder? 🙂

TradeRepublic Screenshot Werbung

Du hast bestimmt schon mal die Werbung gesehen von TradeRepublic oder Smartbroker. Einfach innerhalb von Sekunden eine Aktie über Dein Handy kaufen und verkaufen und dabei fast nichts dafür bezahlen?! Das geht tatsächlich in der Praxis gut. Ich nutze dafür bei mir TradeRepublic als Handyapp. Hier zahle ich pro Transaktion nur 1,- Euro zzgl. der fixen Gebühren, die manche Börsenplätze haben und die überall gleich hoch sind. Daher würde ich Dir empfehlen, Dir für Deine ersten Versuche mit Aktien bei einem Neo-Broker ein Aktiendepot zu eröffnen. Nachdem Du ein Depot bei einem der bekannten Neo-Broker eröffnet hast, musst Du dorthin noch Geld überweisen, womit Du Aktien kaufen willst. Das hat zudem den kleinen Vorteil, dass Du nur Aktien im Gegenwert von Deinem dort eingezahlten Geld kaufen kannst. Bei der Hausbank kannst Du theoretisch Aktien im Gegenwert vom kompletten Girokonto kaufen. Das kann auch als Anfänger nach hinten losgehen.

Übrigens: Dein Geld ist bei den Neo-Brokern genauso abgesichert wie bei anderen Banken auch, nämlich mit 100.000,- Euro pro Konto.

Ist ein Demo Aktiendepot zu empfehlen?

In meinen Augen eher nein. Es ist ok, um ein kurzes Gefühl für den Aktienkauf und Verkauf zu bekommen, mehr aber auch nicht! Hast Du schon mal gepokert, wo es nicht um Geld ging, sondern einfach nur um Spaß? Falls ja, dann weißt Du, dass das nicht viel mit dem Spiel Poker zu tun hat, sondern ein reines Glücksspiel ist.

Wenn Du nichts zu verlieren hast, triffst Du ganz andere Entscheidungen, als wenn es um echtes Geld geht. So ähnlich ist es auch mit dem Demo Aktiendepot, den viele Anbieter als Lockmittel nutzen. Dadurch, dass Du nichts verlieren kannst, gehst Du ein ganz anderes Risiko ein. Ist Dein fiktives Depot mal alle, reicht ein Klick um es wieder mit dem fiktiven Guthaben aufzuladen. Auch Gewinne, die eher durch Glück erwirtschaftet wurden, sorgen für trügerische Sicherheit bei Anfängern.

Worauf sollte ich vor dem Kauf der ersten Aktie unbedingt achten?

Überlege Dir gut, wie hoch Deine Aktienposition sein soll

Jeder Mensch hat eine ungefähre „Wohlfühlzone„, was Investitionen angeht. Der Manager, der 10.000,- Euro im Monat verdient könnte pro Aktienkauf theoretisch mit 2.000,- Euro handeln und es würde ihm nicht so viel ausmachen, wenn die Aktie mal zwischendurch 20% im Minus wäre. Er hätte zwar ein Buchverlust (weil nicht realisiert) von 400,- Euro, da seine Einkünfte aber im Verhältnis dazu sehr hoch sind, wird dieser zwischenzeitliche Verlust keine irrationalen Aktionen wie panische Verkäufe auslösen. Wenn Du als Durchschnittsverdiener vielleicht 3.000,- Euro monatlich verdienst und für 2.000,- Euro eine Aktie kaufst, dann sind solche Verluste viel schmerzhafter und Du bist emotional viel stärker involviert und neigst dazu, irrationale Entscheidungen zu treffen, um womöglich kurzfristig weitere Verluste zu begrenzen. Überlege Dir deshalb gut, wo Deine Wohlfühlzone ist und wo Du auch noch entspannt sein kannst, wenn mal eine Aktienposition 20, 30 oder gar 50% im Minus sein kann.

Einheimische Aktien für Anfänger zum testen besser geeignet

Apple, Google oder Amazon: Coole und erfolgreiche Aktien, die seit Jahren überdurchschnittlich performen möchte jeder Anfänger in seinem Depot haben. Diese Tech-Aktien werden hauptsächlich an den US Börsen gehandelt, das heißt die Handelszeiten dafür liegen zwischen 15.30 Uhr und 22.00 Uhr. Du kannst die zwar auch an den Börsen in Frankfurt oder Stuttgart handeln, aber nachbörslich kann hier noch viel passieren. Weil ich aus Erfahrung weiß, dass Du nachdem Du die Aktien gekauft hast, mehrmals täglich den Aktienkurs prüfen wirst, tue Dir den Gefallen und nimm Aktien, die hauptsächlich nur an der deutschen Börse gehandelt werden. Damit hast Du erstmal ab 17.30 Uhr einen entspannten Abend 🙂

Zocke an der Börse nicht mit fremden Geld

Überall hört man von hohen Gewinnen und gefühlt jede Woche kommt ein neuer Börsenbrief auf den Markt, der Dir heiße Aktientipps verkaufen möchte. Wenn Du bisher nichts gespart hast, um damit an der Börse anzufangen, dann sollte das Deine erste Priorität sein. Bitte leihe Dir kein Geld als Anfänger, um an der Börse Geld zu investieren und nimm auf keinen Fall einen Kredit dafür auf. Ich kann Dir jetzt schon sagen, dass das zu 99% in die Hose gehen wird.

Vertraue nicht blind selbsternannten Experten

Ich bin schon „richtig alt“ und habe den Dotcom Crash im Jahr 2000 an der Börse als junger Mensch mitgenommen und natürlich viel Geld verloren. Damals wie heute gab es viele Börsenbriefe, die alle möglichen Unternehmen empfehlen und dafür meistens eine monatliche Gebühr verlangen. Um so einen Börsenbrief aufzusetzen braucht man im übrigen nicht wirklich irgendwelche Qualifikationen…eine schöne Webseite, einen dunklen Anzug und ein paar Aktiencharts mit bunten Pfeilen reichen für die meisten Anfänger als Qualifikation voll aus 🙂 Verfolge also nicht blind Tipps von irgendwelchen Aktienexperten – ich nutze zwar auch selbst hier und da einen Börsenbrief aber vor allem vor dem Hintergrund, dass mal auch mal ohne eigene Recherche auf neue Unternehmen aufmerksam wird, die man dann für sich selbst nochmal bewertet.

Lass die Finger von reinen Zockeraktien

Es ist schon sehr verlockend, wenn man sich die Entwicklung einiger Zockeraktien in den letzten Monaten mal anschaut. Ich habe hier exemplarisch mal die Aktie von GameStop genommen, die gerade von der Reddit Community und den Robinhood Tradern (ein Neo-Broker aus den USA) massiv nach oben gepusht werden. Das Ganze ohne fundamentalen Daten etc., es geht rein um „was können wir kleinen gegen die großen, bösen Hedgefonds ausrichten„, die bei den Aktien auf fallende Kurse spekulieren.

Innerhalb weniger Tage wurde die Aktie von knapp 20,- $ auf fast 500,- $ gepusht…genau so schnell, ging es wieder runter. Wer also z.B. bei 400,- $ oder mehr gekauft hat, hat aktuell große Verluste. Jetzt könnte man sagen, ich kaufe die aber früher schon bei 100,- $ und verkaufe die dann bei 400,- . Theoretisch kann man das, in der Praxis weißt Du aber nicht, ob 100,- $ bereits das Hoch sind und außerdem ist es unwahrscheinlich, dass Du bei 400,- $ verkaufst, weil Du glauben wirst, die steigt noch weiter. Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, man kriegt es fast nie hin im Tief zu kaufen und am Höhepunkt wieder zu verkaufen.

Emotionale Bindung zu Aktien ist nicht gut

Du fliegst seit Jahren mit TUI in deinen Sommerurlaub und bist immer zufrieden? Deshalb willst Du Dir TUI Aktien kaufen, weil das Geschäftsmodell ja krisensicher ist und TUI ein solides Unternehmen ist, mit dem Du persönlich schon Kontakt hattest. Wenn Du so denkst, dann überleg Dir das mit den Aktien nochmal! Sowas sollte nie die Grundlage Deines Aktienkaufs sein. Schau Dir lieber aktuelle Kursentwicklungen der letzten Wochen an. Geht der Trend eher nach oben oder unten? Ist das Unternehmen auch dauerhaft für die Zukunft aufgestellt? Wie ergeht es Konkurrenten und wie hoch ist das Unternehmen an der Börse im Vergleich mit anderen Unternehmen bewertet? Das sind nur ein paar mögliche Ansätze, auf welchen Grundlagen man Aktien kaufen kann.

Tui Aktienchart 5 Jahre Entwicklung

Wieso willst Du mit Aktien handeln?

Bei mir war es wie bei vielen anderen damals auch: Jeder verdient an der Börse Geld, das will ich auch! Am besten sollte das Ganze auch noch schnell gehen ohne mich darum kümmern zu müssen 🙂 Ich denke auf viele Menschen, die sich diesen Artikel bis hierher durchgelesen haben, trifft das zum Teil auch heute noch zu. Ums kurz zu machen: so funktioniert das leider nicht – falls doch, schreibt mich gerne an!  Bleiben wir mal bei den aktuellen Beweggründen, an der Börse aktiv zu werden.

An der Börse lässt sich aktuell Geld verdienen

Wir haben einen „Bullenmarkt„, das heißt im Moment steigt der Markt seit Monaten und viele Aktien laufen einfach gut – Du willst auch davon profitieren – total legitim und ok! Denk nur daran, dass der Markt auch mal ein paar Monate „korrigieren“ kann. An der Börse wird immer die Zukunft gehandelt, d.h. viele Vorschusslorbeeren, die einige Unternehmen jetzt bekommen haben, müssen auch tatsächlich eingefahren werden. Stockt es hier und da, geht es mit den Aktien genauso schnell wieder runter. Sei Dir dessen einfach nur bewusst.

Aktien kaufen um Negativzinsen zu vermeiden

Immer mehr Banken konfrontieren ihre Kunden mit Negativzinsen, sobald das Guthaben z.B. 50.000,- Euro übersteigt. Um das Ganze zu umgehen, kann man z.B. ein Aktiendepot eröffnen und ein Teil seines Geld dort investieren. Geld, was nicht als Cash auf dem Konto liegt, wird nicht zum Strafguthaben gezählt. Dieses Vorgehen ist grundsätzlich total ok. Du solltest dann aber auch eher defensive Aktien wählen, denn Dein Hauptziel ist es, den Wert Deines Geldes zu sichern.

Mit Aktien vor Inflation schützen

Hier wird es jetzt schon etwas tricky. Können Aktien wirklich vor Inflation schützen? Die Antwort ist ein Klassiker: Es kommt drauf an! Ich glaube, dass es grundsätzlich funktioniert aber nur bei Aktien bzw. Unternehmen, die in ihrem Bereich mehr oder weniger Marktführer bzw. Monopolisten sind.

Steigt die Inflation, müssen die Unternehmen mehr für Ihre Rohstoffe, Produktion und Mitarbeiter zahlen. Monopolisten und Marktführer werden diese Preissteigerungen an die Endverbraucher weitergeben können, da diese auf das Produkt angewiesen sind und es auch zu einem teuren Preis noch kaufen werden. Dadurch werden die Gewinne und der Unternehmenswert nominal mit der Inflation steigen. Entsprechend sollte sich auch die Aktie solcher Unternehmen entwickeln. Das Ganze ist natürlich sehr theoretisch und spiegelt nur meine Meinung wieder.

Welche Aktien schützen denn nun vor Inflation?

Gute Frage, nächste Frage: Legt man meine Theorie zugrunde, müssten Aktien wie Energieversorger, Versicherer oder Hersteller von Produkten des täglichen Bedarfs wie z.B. Beiersdorf etc. profitieren. Einige Tech-Aktien wie z.B. Netflix könnten dann Probleme bekommen.

Aktien als Altersvorsorge

Wenn Du einen langen Zeithorizont hast, eignen sich Aktien sehr gut als zusätzliche Vorsorge. Wichtig ist aber ein langer Zeitraum, da Aktien Schwankungen unterliegen und das Depot zwischendurch auch mal im Minus sein kann. Langfristig gesehen lassen sich mit Aktien bzw. Indizes wie DAX oder S&P500 jährliche Durchschnittsrenditen von über 5% erzielen.

Sollte ich jetzt noch in Aktien investieren?

Wow, Du hast den Artikel bis hierhin gelesen und hast wahrscheinlich jetzt ganz schön Respekt davor in Aktien zu investieren! Das ist sehr gut so, denn das solltest Du auch haben. Wir sind die kleinsten Fische, die da im Aktienteich schwimmen und haben keinen Einfluss auf Kursbewegungen. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein.

Und ja, mache Deine eigenen Erfahrungen und gehe dabei eher behutsam und vorsichtig vor. Verteile das zur Verfügung stehende Geld auf unterschiedliche Branchen und such Dir einen gesunden Mix aus New- und Old Economy Unternehmen. Hast Du Fragen? Dann schreib mir einfach 🙂

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