Wie kann ich mein Aktiendepot absichern?

Depot absichern

In den letzten zwei Jahren gab es an der Börse wieder eine wahre Goldgräber Stimmung. Die Börse kannte nur einen Weg und zwar nach oben. Viele Privatanleger sind wieder stark investiert und Neobroker wie Trade Republik oder Smartbroker machen den Aktienkauf per App sehr einfach. Doch was passiert eigentlich, wenn es mal ein paar Wochen, Monate oder gar Jahre an der Börse nach unten geht? Wie immer sind meine Artikel nur meine persönliche Meinung und keine Anlageberatung für euch!

Datum der letzten Bearbeitung meines ArtikelKleiner Funfact am Rande: Als ich diesen Artikel angefangen habe zu schreiben, hatten wir den 18. Januar 2022, also kurz vor dem „aktuellen Börsencrash“. Inzwischen ist Ende September 2022 und die Aktienwelt geht gerade unter und keiner möchte Aktien kaufen 🙂

Welcher Börseninvestor Typ bist Du?

Für mich gibt es aus Erfahrung mehr oder weniger nur zwei Typen von Menschen, die an der Börse „aktiv“ sind und das nicht professionell machen. Die einen, die gerne traden mit der leichten Tendenz zum zocken. Auf der anderen Seite die Aktionäre, die einmal konservative Aktien kaufen und dann einfach nichts mehr damit machen. Ich muss gestehen, ich selbst gehöre „leider“ eher zum Typ eins und das nicht immer besonders erfolgreich. Inzwischen habe ich recht viel Lehrgeld bezahlt, so dass ich Dir durchaus ein paar ehrliche Tipps geben kann, um Dir das Lehrgeld zu sparen. Und noch ein Hinweis: Ich kann vom Trading nicht leben, wenn Du also den großen „Börsenguru“ gesucht hast und hier gelandet bist, muss ich Dich enttäuschen. Ich bin allerdings als junger Mensch kurz vor dem platzen der Dotcom Blase im Jahr 2000 an der Börse eingestiegen und habe somit fast 25 Jahre Erfahrung.

Wenn Du der langfristige Investor bist, der nie ins Depot schaut, dann kannst Du einen Börsencrash am besten einfach aussitzen. Nach jedem Börsencrash kommt wieder eine starke Phase, wo sich Aktien deutlich erholen und steigen. Man weiß nur nicht, wann es sein wird. Wenn Du das Geld, was in Aktien investiert ist, nicht brauchst, dann lass einfach alles liegen. Hast Du nicht nur in spekulative Tech-Aktien investiert, wird sich dein Depot später erholen.

Wie sichere ich mich als Hobby Trader vor einem Börsencrash ab?

Hier müsste man zuerst mal für sich selbst definieren, ab wann reden wir hier von einem „Börsencrash“. Ich denke, wir können uns drauf einigen, dass der Absturz der weltweiten Aktienindizes im März 2020 durchaus ein Blitz Börsencrash war. Innerhalb weniger Tage verloren alle Titel zwischen 20 und 60% ihres Wertes. Allerdings erholten sich die Titel fast genauso schnell wieder. Als ich meinen Artikel hier angefangen habe zu schreiben, hatten wir Anfang 2022. Seit dem ist inzwischen viel in der Welt und an den Aktienmärkten passiert. Wir erleben gerade wieder einen Börsenabsturz, der jedoch ganz anders abläuft als noch vor zwei Jahren.

So sichere ich mein Depot ab

Anbei möchte ich Dir zeigen und erklären, wie ich mich in der Vergangenheit in meinem Aktiendepot abgesichert habe. Ich persönliche verstehe als Absicherung des Depots bestimmte Gegenpositionen zu meiner Ausrichtung. Wenn ich z.B. überwiegend auf steigende Kurse setze, wäre die Absicherung meines Depots der Kauf von Optionsscheinen, die von fallenden Kursen profitieren. Das Ganze muss ich entsprechend meiner Depotgröße gewichten. Das heißt, wenn ich z.B. ein 20.000 Euro Depot habe, müsste ich auch eine vierstellige Summe in Absicherungen investieren, damit diese eine entsprechende Wirkung haben. Wenn Du bisher nur normale Aktien gekauft hast, musst Du Deine Depotrechte ggf. anpassen und nochmals der Bank separat einen Antrag auf das Handeln mit Optionsscheinen stellen. Diese Anträge finden sich bei Einstellungen in Deinem Depot.

Wichtig: Optionsscheine bieten viele Möglichkeiten aber auch einen möglichen Totalverlust bei falscher Anwendung! Daher sichern sich die Broker mit einem zusätzlichen Antrag nochmals ab, bevor sie Dir diese Möglichkeiten freischalten!

Wann ist der beste Zeitpunkt um das Aktiendepot abzusichern?

Kurz: Bevor es crasht! Mir ist klar, dass wir das vorher nicht genau vorhersehen können. Aber es gibt ein paar Indikatoren, die gut funktionieren und als Kontraindikatoren fungieren. Wenn die Kurse seit Monaten nur steigen und viele Mainstream Börsenbriefe zum Kauf aufrufen, dann hast Du zumindest schon mal einen guten ersten Indikator etwas vorsichtiger am Aktienmarkt zu agieren. Absicherungen sind immer günstig, wenn die Nachfrage danach auf niedrigen Niveau ist und kein Mensch sowas haben will. Je mehr Leute über Aktien sprechen und dort einsteigen wollen, desto wahrscheinlicher ist eine Korrektur am Markt. Oft kommt hinzu, dass Tageszeitungen damit beginnen, über Aktien zu berichten und einen letzten „run“ vor der Korrektur auf diese Titel auslösen. Ein klassischer Fall wäre z.B. die VARTA Aktie, die zu den Lieblingen der Privatanleger zählt(e).

Wie sichere ich mein Aktiendepot ab?

Eine Depotabsicherung bedeutet für mich, dass ich im Falle eines starken Rückgangs nicht ganz so stark betroffen bin, wie ohne Absicherung. Auch ich bin im diesen Jahr noch immer etwas über zehn Prozent im Minus mit meinem Depot. Ohne meine Absicherungen wäre ich allerdings fast 30 Prozent im Minus. Wichtig ist es, sich selbst treu zu bleiben und Trades konsequent umzusetzen. „Hoffnungen“ haben an der Börse leider nicht viel verloren.

Inline Optionsscheine als beste Depotversicherung?

Inliner auf den DAX
Quelle: godmode-trader.de

Vorab der Hinweis: Ich liebe Inliner!

Bis vor wenigen Jahren kannte ich diese Optionsscheine gar nicht, jedoch gehören die bei mir inzwischen immer ins Depot! Inline Optionsscheine haben immer eine bestimmte Laufzeit und können am Laufzeitende mit zehn Euro zurückgezahlt werden. Diese Scheine haben eine obere und eine untere Barriere. Als Beispiel nehmen wir einfach einen Inline Optionsschein auf den DAX mit einer Laufzeit bis 16.12.2022 und den Barrieren 9.500 Punkten auf der unteren Seite und 15.000 Punkten auf der oberen Seite. Dieser Schein wird mit zehn Euro am Laufzeitende ausgezahlt, sofern der DAX bis dahin nie die beiden Werte erreicht. Die Inline Optionsscheine werden wie andere Scheine in Echtzeit gehandelt. Das heißt, Du kannst sie jederzeit kaufen und verkaufen bis zum Laufzeitende.

Worauf beim Kauf einer Absicherung mit Inlinern achten?

Um das eigene Depot gegen weitere fallende Kurse abzusichern, kaufe ich einen solchen Inliner, der näher an der oberen Grenze von 15.000 Punkten ist. Das habe ich u.a. in meinem Depot bei der kurzen Rally im Sommer gemacht. Für mich war es nicht ersichtlich, wieso der Markt plötzlich wieder steigt, obwohl die grundlegenden Probleme noch alle weiterhin da sind.

Depotauszug Inliner
Der Inliner entfaltet in meinem Depot seine volle Wirkung

Ich habe diesen Schein als Absicherung Ende Juni zu einem Kurs von 5,70 Euro gekauft. Zu diesen Zeitpunkt war der DAX bei ca. 13.200 Punkten und der Scheint lief noch fünf Monate. Das heißt mein Inliner hatte nach oben hin einen Puffer von 1.800 Punkten und nach unten hin einen Puffer von 3.700 Punkten. Da mein Abstand zur oberen Barriere hier deutlich niedriger ist als nach unten, wirkt der Schein absichernd. Sollte der DAX in den nächsten Wochen fallen, wird der Schein im Wert gewinnen und sich immer näher an die volle Auszahlungshöhe von zehn Euro bewegen. Hinzu kommt, dass der Schein auch gewinnt, wenn der DAX nicht weiter steigt, sondern einfach seitwärts laufen sollte, Hauptsache die Barrieren werden bis Laufzeitende eingehalten.

Wichtiger Tipp:
Wichtig: Inliner wirken nur absichernd, wenn Du sie so kaufst, dass der obere Abstand näher ist als der untere. Auf der anderen Seite kann ein Inliner das Depot auch verstärken, wenn der Markt sich in einer überverkauften Phase befindet mit einer technischen Gegenbewegung gerechnet werden kann. Dann muss die untere Barriere deutlich näher dran sein als die obere. Je näher sich ein Inliner der Mitte nähert, desto mehr wird er im Wert steigen. Er verliert dann aber seine eigentliche Funktion der Absicherung oder Hebel und sollte verkauft bzw. ausgetauscht werden.

Andere Möglichkeiten der Absicherung vom Aktiendepot

Knockout Zertifikate

Neben der oben vorgestellten Möglichkeit, kaufe ich auch mal Knock Out Zertifikate mit kleinen Hebeln sowie Discount Capped Zertifikate. Hört sich kompliziert an, ist es aber eigentlich nicht. Du musst nur verstehen, wie diese Scheine arbeiten und funktionieren. Knock Out Zertifikate sind, wie der Name vermuten lässt, K.O. Scheine. Du kannst solche Scheine auf steigende oder fallende Kurse kaufen und das für fast jeden bekannten Aktientitel und Index. Damit partizipierst Du mit einem vorher festgelegten Hebel überproportional an der Kursentwicklung. Der Hebel kann für fallende oder steigende Kurse genutzt werden (short und long). Wenn Du Dein Depot absichern möchtest, könntest Du einen Short Knock Out auf den DAX kaufen mit einem Hebel 10 als Beispiel (siehe Bild). Dieser hebelt die Bewegung des Indizes um das zehnfache. Fällt der Dax um fünf Prozent, steigt Dein Short Knock Out um 50% (5%*10). 

 

ACHTUNG: Das Ganze funktioniert auch in die andere Richtung. Setzt Du gehebelt auf fallende Kurse und der DAX steigt in unserem Beispiel um zehn Prozent und berührt die 12.960 Punkte, verfällt Dein Zertifikat wertlos.

Discount capped Zertifikate

Discount put auf den DaxDis­count-Put-Options­scheine sind wesent­lich gün­stiger als klassi­sche Put-Options­scheine – für diesen Rabatt nehmen Anleger im Gegen­zug eine Gewinn­begren­zung in Kauf. Mit Dis­count-Put-Options­scheinen können Anleger an sin­kenden Kursen des Basis­werts inner­halb eines be­stimm­ten Kurs­bereichs par­tizi­pie­ren. Zentra­ler Vorteil für Inve­storen: Diese Options­scheine zahlen am Lauf­zeit­ende die negative Kurs­ent­wick­lung eines Basis­werts zwischen einem fest­geleg­ten Kurs (dem Basis­preis) bis maximal zu einer niedri­geren Kurs­marke (dem Cap) zurück. Aus der Differenz zwischen Basis­preis und Cap ergibt sich der Höchst­betrag des Discount-Put-Options­scheins.“ (Quelle: https://www.finanzen.net).

Das ist erstmal die Theorie. In der Praxis kann man solche Scheine als Absicherung für sein Depot nutzen und von fallenden Kursen profitieren. Der große Vorteil von solchen Scheinen wird oben gar nicht erwähnt: Diese haben keine Barrieren, die während der Laufzeit gerissen werden können. Damit unterscheiden sie sich deutlich von Inline und Knock Out Zertifikaten. Zumeist sind diese Scheine jedoch auf eine Rückzahlung von zwei bis fünf Euro beschränkt, je nach Basis und Cap. Wert.

Ich nutze solche Scheine gelegentlich, wenn ich das Gefühl habe, der Markt oder ein bestimmter Wert sind jetzt überkauft. Da ich nicht genau einschätzen kann, wann das Ganze dreht, muss ich mir keine Sorgen um die Barrierenmachen.  Aktuell (Stand Ende September ´22) habe ich z.B. einen Dax Discount Cap mit einem Basiswert von 14.000 sowie einem Cap. von 13.500 und einer Laufzeit bis 16.12.2022. Gekauft habe ich diesen Schein als Depotabsicherung Anfang September für etwas über drei Euro. Zu dieser Zeit ist der Markt wieder deutlich nach oben gelaufen. Die maximale Rückzahlung beträgt hier fünf Euro und der Schein ist jederzeit handelbar. Wenn am Ende der Laufzeit der Dax unterhalb von 13.500 Punkten steht, erhalte ich die maximale Auszahlung und damit ca. 50% Gewinn auf diese Position. Bei einem Stand zwischen den beiden Werten, wird anteilig ausgezahlt, das heißt 14.000 Pkt – Kurs Basiswert in Pkt ) * 0,010.

Wie funktioniert eine Aktiendepot Absicherung?

Die Absicherung so wie ich sie hier mache funktioniert wie eine klassische Versicherung. Wenn der Fall von einem Börsencrash oder einen allgemeinen Rückgang eintritt, gewinnen diese Scheine an Wert, während der Rest im Depot verliert. Dadurch vermindert sich mein Verlust deutlich. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass ein starker Anstieg des gesamten Marktes durch meine „short Positionen“ den Depotzuwachs etwas abschwächen bzw dämpfen.

Wenn Du Dein Depot absichern möchtest, achte unbedingt auf die richtige Positionsgröße der jeweiligen Scheine. Es bringt Dir nichts, wenn Du ein 20.000 Euro Depot hast und Dir einen Schein zur Absicherung für 500 Euro ins Depot legst. Auf der anderen Seite ist eine zu starke Absicherung auch Gift fürs Depot, denn dann profitierst Du gar nicht mehr von steigenden Kursen. Ich habe aktuell ca. zwanzig Prozent meines Depots in Scheinen, die entweder nach unten absichern oder von einer Seitwärtsphase mittelfristig profitieren würden. Sobald die Inliner z.B. ihre Mitte erreicht haben, werden diese konsequent verkauft und gegen neue Absicherungen eingetauscht. Nur bei Inlinern, die eine kurze Restlaufzeit haben, lasse ich den Schein im Depot, da dieser meistens wenige Wochen später voll ausgezahlt wird.

 

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